Jeder nutzt seine DAW ja irgendwie anders. Der eine will nur seine Live-Band recorden, ein anderer klickt einfach irgendwelche Samples zusammen, ein Dritter erzeugt alle Klänge mithilfe von diversen Hardware- und Software-Synths und zu guter Letzt gibt es noch den Sound Designer, der mithilfe von virtuellen Instrumenten, Field Recordings und Effekten verschiedene Klänge für Filme, Videospiele oder auch experimentelle Musik erzeugen will.

Die meisten Audio Workstations verfügen über virtuelle Instrumente und Effekte. Die einen sind richtig gut ausgestattet: Studio One, Ableton Live Suite, Cubase, … und einige eher weniger: Waveform Free, Renoise, Reaper, … Mit grundlegenden Sachen, wie EQ, Compressor, Reverb, einfachem Sampler und einfachem Synth ist nahezu jede DAW ausgestattet.

Aber was ist, wenn ich spezielle Sachen benötige: Ein gutes Piano, ein akustisches Schlagzeug, Guitar Amp, einen modularen Synthesizer, haufenweise Samples, analog klingende Effekte? Man kann sich natürlich all dies mühsam mithilfe von kostenlosen oder auch kostenpflichtigen Plugins zusammen suchen.

Ich z.B. benutze seit einigen Jahren hauptsächlich Bitwig Studio und über all diese Zeit sind immer neue Sachen zu der DAW dazu gekommen. Es gibt immer mal wieder gute neue Effekte, seit Version 3 gibt es einen umfangreichen modularen Synth- und Effektbaukasten und es gibt einige brauchbare gesamplete Instrumente. Trotzdem fehlen hier und da immer ein paar Sachen.

Lange Rede kurzer Sinn: Das Reason Rack

Reason gibt es seit über 20 Jahren und ist bekannt für das realistisch aussehende Rack, dass echter Hardware nachempfunden ist. Mithilfe von virtuellen Patchkabeln ist das Ganze sogar ein wenig modular. Mittlerweile hat sich Reason zu einer vollständigen DAW gemausert und seit der Version 11 gibt es eine Neuerung, die Reason wirklich interessant macht: Man kann das Rack mit den Instrumenten und den Effekten in Form eines VST-Plugins in jeder anderen DAW einsetzen!

Falls man also auf keinen Fall auf seine gewohnte Recording Umgebung verzichten möchte und trotzdem in den Genuss des Reason Racks kommen will, dann kann man dies nun tun. Und hier sind nun 10 gute Gründe, warum das Reason Rack eine gute Wahl ist und nahezu alles abdeckt, was man so braucht.

1. Akustische Instrumente

Reason verfügt über einen Haufen richtig guter akustischer Instrumente. Egal, ob Drumkits, Saiteninstrumente, Pianos oder Percussion, Reason hat sie alle. Ich mag auf jeden Fall die Reason Drumkits, sie erinnern mich ein wenig an die Drummer-Serie von NI für Kontakt.

Die Drums klingen wirklich realistisch und mit den Einstellmöglichkeiten kann man wirklich genau den Sound einstellen, den man sich vorstellt.

Ebenfalls ganz oben auf meiner Liste der akustischen Instrumente in Reason stehen die Radical Pianos. Hier wurden im Grunde drei verschiedene Pianos gesampled und man kann anhand von virtuellen Mikrofoneinstellungen seinen Sound individuell einstellen.

Sehr schön ist auch die Möglichkeit, mithilfe eines Drehreglers den Anschlag der Tasten von ganz gedämpft bis aufgewühlt (hart) einzustellen.

Ansonsten gibt es noch einen virtuellen elektrischen Bass, der verschiedene Bassgitarren und Verstärker emuliert, diverse Percussion Instrumente (Kalimba, Glockenspiel, Glocken, …) und ausgefallene Instrumente der Weltmusik (Angklung, Harfengitarre, Kinderklavier, …) und natürlich die wunderbaren Radical Keys, die ähnlich aufgebaut sind wie die Radical Pianos, nur eben elektrische Pianos beinhalten.

Nicht zu vergessen ist auch der ausgewachsene Sampler NN-XT, der es einem ermöglicht eigens aufgenommene Samples in einem Instrument zusammen zu fassen, aber auch eine riesige Sammlung gesampleter Instrumente mitbringt. Diese sind dann vielfach nicht ganz so detailreich gesampled, sind aber trotzdem durchaus nützlich.

2. Friktion

Eigentlich könnte man Friktion auch zu den akustischen Instrumenten zählen, aber Friktion ist speziell. Hierbei handelt es sich nicht um eine Sample Library, sondern um ein Instrument aus der Sparte Physical Modeling.

Friktion modelliert Saiteninstrumente, wie z.B. eine Violine, ein Cello, Kontrabass oder eine Gitarre. Diese dann entweder mit dem Bogen gestrichen oder angezupft. Aber auch gestimmte Percussion Instrumente und Flöten kann man nachahmen.

Dank Physical Modeling sind die Parameter, die man einstellen kann, zahlreich und man kann den Sound richtig schön verbiegen. Es macht einfach Spaß mit Friktion zu spielen.

3. Kong

Kong ist schon alt. Es ist ein Drumcomputer mit einem GUI, dass an einen guten alten MPC angelehnt ist. 4 mal 4 Pads, die man entweder mit Samples oder mit einer Vielzahl von anderen Klangerzeugern belegen kann.

Man kennt so etwas schon von den Drum Machines aus Ableton oder Bitwig. Hier kann hinter jedem Pad alles Mögliche stecken – entweder eines der nativen Instrumente oder auch irgendein VST Plugin. Bei Reason’s Kong ist das ähnlich, nur ein klein bisschen eingeschränkter.

Also, ich habe die Wahl zwischen einem Sampler, einem Physical Modeling Drumsynth oder einem analogen Drum Synth. Daneben habe ich dann noch ein paar Slots, in denen ich diverse Effekte packen kann. Die Auswahl ist zwar begrenzt, aber die Möglichkeiten sind vielfältig.

Außerdem kann ich mithilfe von Patchkabeln und dank des modularen Aufbaus von Reason, jedem Pad auch ein anderes Instrument des Racks zuweisen. Ebenso ist es möglich andere Effekte in die Effektschleife zu patchen.

Es macht einfach Spaß eigene Found Sounds in Kong zu laden und somit ein individuelles Percussion Kit zu bauen…

4. Grain Sample Manipulator

Bei diesem Instrument handelt es sich um einen Sampler, der im Grunde ein granularer Synthesizer ist. Während der NN-XT ein richtiger Sampler ist, mit dem man echte Instrumente samplen und dies dann spielen kann, ist dieser Grain Sampler eher experimenteller Natur und eine Sound Design Wundertüte.

Allein die Presets sind gute Ausgangssituationen für eigene Kreationen. Aber richtig spaßig wird es erst mit eigenen Samples…

5. Die Synthesizer

Die Auswahl an Synthesizer in Reason ist zahlreich. Wir finden hier klassische Subtractive Synths, Wavetable Synths, spezielle Bass Synths, additive Synth, sowie FM Synths und einen modularen Synthesizer. Die Auswahl ist groß, die Presets vielfältig und die Möglichkeiten zum Experimentieren unendlich.

Algoritm – ein relativ neuer FM Synth…

6. Der Pulveriser

Distortion- und Overdrive Effekte gibt es wie Sand am Meer. Aber keiner ist wie der Pulveriser. Die Mischung aus Compressor, Distortion, Filter und Modulation macht ihn ziemlich einzigartig und er klingt einfach fantastisch. Er zerstört jeden Sound, aber ganz elegant und der Sound klingt danach einfach noch besser.

7. Audiomatic Retro Transformer

Ich denke dieser Effekt beinhaltet einfach ein paar Impulse Responses und ist im Grunde wohl ein recht unflexibler Convolver. Aber gerade diese Einfachheit macht ihn so gut.

Es gibt 16 verschiedene Szenarien, die man einfach per Knopfdruck auswählen kann und schon wird der Originalsound in das verwandelt, was man ausgewählt hat. Ob Tape, VHS, Vinyl oder altes Radio. Man bekommt genau das.

8. Alligator – Triple Filtered Gate

Ein Multieffekt, der jede Loop in ein rhythmisches Irgendwas verwandeln kann. Filter, Drive, Delay, Phaser und Panning können beliebig kombiniert und moduliert werden.

Simple Pads oder Ambient Sounds werden so zu rhythmischen Beats und langweilige Beats zu interessanten Beats. Auch hier sind die Presets wieder ein guter Start herumzuexperimentieren.

9. RV 7000 MKII Reverb

Ich steh‘ total auf Convolution Reverbs und Reason hat einen tollen dabei. Der RV 7000 hat alles, was man sich von einem Convolver wünscht. Die mitgelieferten Impulse Responses sind super und man kann natürlich auch eigene IRs importieren.

10. Die Player

In Reason heißen die Midi-Tools einfach nur Player und Reason hat die besten Player überhaupt. Es gibt insgesamt 10 verschiedene Tools. Vom einfachen Arpeggiator, bis zur interessanten Drum Map findet man allerlei nützliche Sachen.

Ich lasse mich z.B. oft von einer generierten Sequenz des Bassline Generators inspirieren, die ich einfach auf ein Piano anwende. Oder ich spiele mit der Drum Map herum und generiere somit ein abgefahrenes Drum Pattern, auf das ich so nie gekommen wäre.

Mit dem Drum Sequencer kann man schnell einfache Drum Patterns programmieren, dass ich diesen ganz oft dafür einsetze und später in der DAW die Patterns nur noch etwas verfeinere oder Variationen einbaue.

Fazit

Das waren meine persönlichen 10 Gründe, warum das Reason Rack hier auf dem Rechner installiert ist. Ich habe längst nicht alle Tools, Instrumente und Effekte aufgezählt. Natürlich gibt es noch haufenweise grundlegende Sachen, die nicht unbedingt eine Erwähnung benötigen. Für mich sind diese 10 Gründe ausschlaggebend, monatlich knapp 20 Euro für diese Software zu bezahlen.

Ich werde hier sicherlich nicht von den Reason Studios gesponsort oder habe irgendeinen Vorteil, wenn sich jemand für Reason entscheidet. Die Software – zumindest das Rack als Plugin – hat mich einfach überzeugt und so einige meiner alten Plugins schlichtweg ersetzt.