Im Sommer habe ich mir recht spontan das ToneX Pedal von IK Multimedia zugelegt. Seitdem lag es nahezu unbenutzt in der Schublade. Ich habe damals die ToneX Software installiert (man bekommt die MAX Version dazu), mich bei IK Multimedia registriert und ein Update von Amplitube 5 MAX gemacht, weil man ToneX dort auch integrieren kann … nach einem kurzen Soundtest ist das Pedal nahezu in Vergessenheit geraten.
Was ist ToneX? Mithilfe von KI kann man hier – ähnlich wie mit dem berühmten aber arschteuren Kemper Amp – den Sound seines echten Amp-Setups capturen und dann in der Software bzw. dem Pedal nutzen. Der Kemper kostet allerdings schnell mal 1.800€ und das ToneX Pedal gab es damals für unter 500€. Soundmäßig soll das Ganze sogar noch besser sein. Ich habe sofort zugeschlagen.
Wie genau die Technik das Capturing funktioniert weiß ich nicht. Man kann mit der MAX Software auch selber capturen … habe ich allerdings nie ausprobiert. Im Grunde interessiert mich das auch gar nicht. Ich wollte nur den echten Sound verschiedener Amps zuhause spielen. Amps, die ich mir in echt gar nicht leisten könnte.
Wichtig zu wissen ist nur, dass ToneX kein Modeler ist – so wie z.B. Amplitube oder andere Software Amps. ToneX gibt den Sound wieder, den jemand von seinem Amp und dessen Einstellungen gemacht hat. D.h. ich kann dann nicht einfach das Cabinet tauschen (obwohl ToneX einen virtuellen Amp-Modeller integriert hat), wenn man alles zusammen captured. Man kann aber sehr wohl den Amp, das Cabinet und auch Effektpedale einzeln capturen. Dann kann man die Komponenten natürlich auch austauschen …
Man stelle sich vor, dass ich hier meine Fender Jazzmaster an meinen kleinen Fender Super Champ XD anschließe und den Overdrive-Channel etwas aufdrehe und dann genau diesen Sound capture. Ich habe dann genau diesen eingestellten Sound in der Software bzw. dem Pedal zur Verfügung. Klar gibt es im Pedal und in der Software EQ Einstellungen und die Möglichkeit den Gain zu reglen, aber das ist nicht dasselbe, als würde ich diese Regler an dem richtigen Amp drehen. Das sind dann digitale Algorithmen, die diesen Sound verbiegen.
Das Abgefahrene an ToneX ist die Möglichkeit seine eigenen Captures in das sogenannte ToneNET hochzuladen. Das ToneNET gibt es schon länger im IK Multimedia Universum. Dort kann man auch User Presets für Amplitube hoch- und herunterladen. Viele User nutzen das und deshalb kann man dort bereits unzählige Captures von richtig netten Amps kostenlos runterladen. Die Auswahl ist erschlagend…
Das Pedal
Das Pedal ist im Grunde für den Live-Einsatz geeignet. Die ToneX MAX Software kann genau das gleiche, wie das Pedal – nur übersichtlicher 😀 Ganz ehrlich: Als ich das Pedal gekauft hatte, wusste ich nicht, dass man mit der Software dasselbe machen kann und die Sounds genauso klingen. Hätte ich das gewusst, hätte ich nur die Software gekauft, weil ich ToneX eigentlich fast auschließlich in der DAW benutze.
Beim Erwerb des Pedals bekommt man natürlich die ToneX MAX Software gratis dazu und auch eine mittlere Version von Amplitube 5. Das ist schonmal nicht schlecht. Außerdem läßt sich das Pedal als Audio Interface einsetzen und genau das mache ich. Es läßt sich zuhause natürlich auch super als leisen Übungsverstärker nutzen, den man mit Kopfhörern betreibt.
Allerdings ist die Software viel übersichtlicher und einfacher zu bedienen, als das Pedal. Wenn man ToneX also zum Recorden in der DAW einsetzen möchte, ist es ratsam die Sounds mit dem ToneX Plugin zu erzeugen. Mittlerweile kann man ToneX auch in Amplitube 5 integrieren und wenn man dann auch noch die MAX Version beider Produkte besitzt, hat man Amplitube 5 MAX mit ToneX MAX integriert und wird komplett wahnsinnig bei der unendlichen Auswahl an Amps, Cabinets und Stompboxes. Für den Minimalisten ist das definitiv nix. 😀
Wie klingt das denn nun?
Wie man dem obigen Video entnehmen kann, klingt das schon alles sehr gut. Ich habe bisher keine anderen Capture- bzw. Profiler-Produkte (Kemper, Quad Cortex, …) benutzt und kann nichts über deren Soundqualität sagen. Ich würde jetzt auch nicht behaupten, dass Profiling besser klingt als Modeling – welches mittlerweile auch verdammt gut ist.
Aber ich mag die Factory Sounds von ToneX. Mir ist dabei auch egal, ob es ein Profile eines Fender-, Marshall– oder Vox-Amps ist. Wenn es gut klingt, dann klingt es gut. Falls ein Hobbyprofiler zuhause seinen arschteuren Orange-Amp captured und dabei ein billiges Mikrofon im falschen Raum falsch platziert … klingt es halt scheisse! Daher ist das Gehör immer noch wichtiger, als der Name oder das Bild des Profiles.
Das Pedal kostet derzeit knapp 480,-€ und das habe ich vor einem halben Jahr auch bezahlt. Die ToneX Software kostet derzeit in der MAX Version unter 100,-€ und Amplitube 5 MAX ebenfalls! D.h. man kann derzeit beide Apps für ungefähr 190,-€ bekommen. Und da bleiben dann wirklich keine Wünsche offen. Ich finde diese Combo unschlagbar. Ob Sound, Auswahl, GUI oder Support … besser geht es nicht.
Aber ich will hier keine Werbung für IK Multimedia machen. Es gibt mittlerweile viele wirklich gute Amp Modeling / Profiling Produkte auf dem Markt, Ob Hardware oder Software. Vor- und Nachteile der Digitalisierung hin oder her: Einfacher kann man seinen Gitarren-Lieblingssound nicht recorden. Die Frage ist halt, ob man soviel Auswahl benötigt, dass man fast erschlagen wird. Ich habe mir genau drei Presets angelegt und benutze nur diese. Allerdings freue ich mich, dass ich die Möglichkeit habe immer mal wieder verschiedene Effekte auszuprobieren…
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