Seit über einem halben Jahr habe ich hier nichts mehr geschrieben. Das war ein seltsames Jahr … zum Glück ist es bald rum. Naja, da ja jetzt die hoffentlich entspannte Weihnachtszeit anbricht, habe ich mir gedacht, dass ich hier mal wieder etwas aktiver werden könnte. Ich habe in den letzten Wochen auch wieder angefangen die Gitarre in die Hand zu nehmen und Songs zu schreiben.

Im September hat Native Instruments die Amp-Simulation Guitar Rig auf die Version 7 aktualisiert und ich habe die neue Software Anfang November mal ausprobiert. Die letzte Version, die ich getestet habe war Guitar Rig 4 und ich war damals überhaupt nicht begeistert. Soviel schon vorweg: Die neue Version hat mich ziemich schnell zum Kauf überredet.

Ich war eigentlich immer zufrieden mit meiner aktuellen Amp-Sim-Software Amplitube, aber man muss ja auch mal etwas Neues ausprobieren und sich inspirieren lassen. Guitar Rig 7 bietet hierfür eine Menge kreativer Spielzeuge.

Das GUI der neuen Version hat sich seit der Version 6 nicht wirklich verändert. Flat Design ist immer noch hip und lässt die Software modern wirken. Ganz rechts gibt es jetzt eine Übersicht des Rigs, wie man es auch von Amplitube kennt. Das ist wirklich hilfreich. Man behält den Überblick und kann hier auch schnell Komponenten verschieben.

Vier neue Amps

Diese neuen Verstärker-Simulationen nutzen alle die neue ICM – Technologie von Native Instruments. Mithilfe von Machine Learning sollen die Amps damit noch echter und dynamischer klingen. Sie sollen sich halt jetzt wie echte Amplifier anfühlen. Diese Technik wurde auch auch auf einige der alten Amps angewendet und auf viele der Effekte.

Zu jedem der Amps gibt es natürlich die passenden Cabinets, aber man kann sich auch alles individuell zusammenstellen. Guitar Rig 7 hat hier verschiedene Komponenten zum Auswählen von Boxen. Das Matched Cabinet Pro Modul bietet automatisch die perfekte Cabinet für den jeweiligen Verstärker. Man kann hier auch recht simpel den Raumklang von zwei verschiedenen Räumen dazumischen. Das finde ich persönlich super. Gerade wenn man die Software über Kopfhörer spielt, ist ein Raumklang extrem wichtig.

Und hey, wir sind im Jahr 2023 … natürlich hat GR7 jetzt auch einen Cabinet IR Loader, mit dem man seine eigenen Impulse Responses von verschiedenen Cabinets einsetzen kann. Hier kann man bis zu vier verschiedene IRs laden und diese recht einfach mischen. GR7 kommt mit einer kleinen aber feinen Factory Library an IRs, aber man kann natürlich auch eigene Impulse Responses nutzen.

LoFi ist der heiße Scheiß…

LoFi Plugins sind ja gerade schwer in Mode und natürlich hat auch GR7 ein paar neue Effekte, die den schmutzigen, weniger perfekten Sound vergangener Tage nachahmen. Auch hier gibt es insgesamt vier neue Effekte.

Natürlich darf ein Tape-Effekt nicht fehlen. Tape Wobble hat alles, was solche ein LoFi-Effekt benötigt: Wow, Flutter, Saturation, Age, … was soll ich sagen, ein Tape-Effekt und zwar ein guter!

Die Noise Machine macht eigentlich nichts Besonderes. Sie mischt dem Signal Noise hinzu. White Noise, Tape Noise, Vinyl Noise, Brummen, … es gibt noch ein paar Sachen zum Einstellen. Wie gesagt, ein recht einfacher Effekt, aber die verschiedenen Krachszenarien klingen schon gut.

Vintage Vibrato ist ein typischer Vibrato / Chorus Effekt aus den 70ern, der dem Sound viel Charakter verleiht. Es gibt verschiedene Intensity Modes, natürlich kann man die Geschwindigkeit der Modulation einstellen und es gibt noch drei verschiedene Sound Charakter. Das Modul sieht einfach aus, macht aber einen super Vintage Sound.

Natürlich fehlt noch ein LoFi Distortion Effekt. Kolor emuliert die Verzerrung von typischen analogen Schaltungen, wie alten Tape-Recordern, Mischpulten, Dioden, … Für meine Ohren klingt das wirklich gut und Kolor ist im Moment gerade mein Lieblingsverzerrer.

Dann gibt es noch ein paar neue Verzerrer Pedale mit der ICM-Technologie, darunter ein Fuzz, ein Tubescreamer und ein Death Metal Verzerrer. Aber neben diesen Neuerungen hat man auch noch die riesige Auswahl an Effekten, Amps und Tools, die es auch schon in älteren Versionen der Software gab.

Wirklich nur für Gitarristen?

Der Name sagt eigentlich, dass die Software speziell für die Gitarre gedacht ist. Aber die Amps, Tools und Effekte sind so umfangreich und flexibel einsetzbar, dass dies auf keinen Fall nur etwas für die Gitarre ist. Und ich finde, das macht Guitar Rig 7 Pro so gut. Es ist ein großer bunter Baukasten an Effekten für alle möglichen Zwecke.

Und wie klingt das Ganze nun?

Ich habe schon einige Amp-Simulationen ausprobiert und Guitar Rig zuletzt in der Version 4. Damals fand ich den Sound eher übel. Diese Version hat mich überzeugt. Selbst viele der Presets klingen auf Anhieb toll. Nicht überragend, aber sehr gut. Ich weiß nicht, ob es an der ICM-Technik liegt, oder ob allgemein die Algorithmen immer besser werden … vor einigen Jahren musste man noch nach gut klingenden Software-Amps suchen, mittlerweile klingen alle recht gut.

Aber GR7 hat mich aufgrund der einfachen GUI und der tollen Tools überzeugt. Das alles erinnert mich ein wenig an Reason und mit den neuen Effekten hat man wirklich so ziemlich alles, was man benötigt, ob für Gitarre, Bass, Pianos oder Vocals … ich persönlich setze die Software mitterweile überall ein.

Derzeit bekommt man GR7 Pro für 149,-€ (sonst 199,-€). Das ist ein guter Preis in meinen Augen … obwohl ich gestern gesehen habe, dass man Amplitube MAX derzeit für 79,-€ bekommt. Das ist ja fast geschenkt, aber vielleicht habe ich mich da auch versehen 😀 … Apropos IK Multimedia: Ich habe mir im Sommer das ToneX Pedal gekauft und es seitdem kaum ausgepackt (Impulskauf!). Das werde ich als Nächstes mal ausprobieren und hier darüber berichten…