Tape Plugins sind ja gerade der letzte Schrei. Im Grunde kann man diesen Effekt in jeder DAW mit einfachsten Plugins nachahmen. Ich tendiere zu der kostenlosen Effektsammlung von Kilohearts, weil es dort alles gibt, was man braucht und der Snap Heap Container auch diverse Modulatoren enthält.

Vierspur-Recorder (Quelle: Wikipedia)

Was macht diesen typische Kassettensound aus?

Eigentlich benötigt man nur 4 Plugins, um den typischen Sound einer Kassette zu emulieren:

  1. Saturation – Tonband erzeugt Obertöne, besonders wenn man das Signal zu laut aufnimmt.
  2. EQ – Je nachdem wie alt das Tape ist, oder über welchen Player man es wiedergibt, werden einige Frequenzen verstärkt und andere kommen eventuell etwas zu kurz.
  3. PitchShifter – Ganz typisch für eine Kassette ist die Schwankung der Tonhöhe. Auch hier sind das Alter der Kassette und die Art des Players wichtige Faktoren.
  4. Bitcrusher – Eigentlich ist das ja ein digitaler Effekt, aber ich finde man kann hiermit nochmal etwas Verzerrung dazumischen und außerdem ein bisschen Rauschen, wenn man die Bits etwas herunter dreht.

Mit diesen 4 Plugins kann man sich seinen eigenen Tapesound zusammen basteln. Wie bereits erwähnt, ist die Essentials Collection von Kilohearts eine gute Wahl, da sie kostenlos ist und außerdem den Snap Heap Container enthält, in dem man die Plugins packen kann. Glücklicherweise gibt es hier auch einige Modulatoren…

Ganz kurz vorweg: Zur Demonstration benutze ich hier eine kurze Pianoschleife und damit wir einen Vorher- / Nachher-Vergleich haben, hier mal kurz das Original:

Verzerrung (Tape Saturation)

Wenn man alte Aufnahmen hört, dann ist da irgendwas, dass bei kristallklaren, digitalen Aufnahmen einfach fehlt. Dieses Etwas ist subtil. Man kann manchmal gar nicht genau sagen, was es ist. Viele sagen, dass es einfach die analoge Wärme ist. Aber was soll das sein? Eigentlich ist es ganz einfach: Es handelt sich um Tape Saturation.

Wenn man früher Mehrspuraufnahmen gemacht hat, dann wurde jede Spur auf Tape aufgenommen. Später wurde der Mixdown auch auf Tape aufgezeichnet. D.h. es werden mehrere Generationen Tape verwendet und die Summe kann dann schonmal eine leichte subtile Verzerrung erzeugen, die wir so lieben.

In den Tonstudios wurden hochwertige Bandmaschinen verwendet und dort war dieser Effekt tatsächlich eher subtil. Die Homerecorder zuhause, nutzten Vierspur-Recorder, die man mit handelsüblichen Kassetten betrieb. Und wenn man diese ein paar mal überspielt, wird der Effekt noch stärker.

Wir benötigen also ein Saturation– oder Distortion-Plugin. Fast jede DAW hat solch einen Effekt und natürlich auch die Kilohearts Collection.

Ich stelle das Plugin auf Saturate, drehe den Drive-Regler 25% auf (ich mag es etwas verzerrter 😉 ) und drehe die Dynamics auf 70%. Das war es schon. Jetzt ist das Signal schonmal schön angezerrt.

EQ

Als nächstes benutze ich einen einfache EQ. Ich will ein paar Frequenzen wegnehmen und einige Bereiche verstärken. Das hat nicht unbedingt etwas mit Tape zu tun, sondern eher mit dem Klang eines kleinen billigen Lautsprechers. LoFi eben…

Jetzt klingt der Sound gleich viel dünner und mehr LoFi eben…

Schwankende Tonhöhe (PitchShifting)

Ein ganz wichtiger Effekt – und einer, den man auch in jedem Tape Plugin findet – ist das PitchShifting. In den meisten Plugins wird dieser Effekt als Wow & Flutter bezeichnet. Durch die verschiedenen Mechaniken in einem Taperecorder läuft nie alles 100%ig. Die Mechaniken altern und dann kann es schonmal zu Schwankungen in der Tonhöhe kommen.

Ich will hier nur den Wow-Effekt emulieren. D.h. ich will die Tonhöhe ganz leicht ändern während der Laufzeit des Sounds. Dazu benötigen wir zusätzlich zum PitchShifter einen LFO, der den Pitch-Regler moduliert.

Hier habe ich in Snap Heap einfach einen Random Modulator genommen, das Chaos auf 55% eingestellt und den Smooth-Regler auf 64%. Die Hz-Zahl habe ich auf 0,788 gestellt. Nun habe ich diesen Modulator auf die Tonhöhe des PitchShifters angewandt, und zwar so, dass die Tonhöhe nur um 0,63 nach oben und nach unten moduliert wird.

Jetzt klingt unser Effekt schon so:

Noise (Bitcrushing)

Ein letzter wichtiger Bestandteil des Tape Sounds ist natürlich Noise. Am Besten wäre es, wenn man Tape Noise auf einer weiteren Audiospur dazu mischt, aber das wäre jetzt zu aufwendig. Ein Bitcrusher Plugin tut es auch.

Ich drehe die Bits auf 9 und den Dither Regler ganz auf. Die Samplerate drehe ich allerdings auf höchste Qualität: 44.1 kHz, sonst wird der Effekt zu „digital„. Jetzt habe ich ein schönes Rauschen im Sound.

Was sonst noch?

Im Grunde bin ich schon zufrieden mit meinem LoFi Tapesound. Ich könnte jetzt noch vielleicht den Stereo Effekt einbauen und das Stereosignal etwas zurückdrehen, damit das etwas mehr nach mono klingt. Entweder ich drehe voll auf mono oder ich lasse ein wenig Weite im Sound.

Was man auch anstelle des EQ machen könnte, wenn man denn einen Convolution Effekt hat, wäre eine Impulse Response eines billigen Lautsprechers einzusetzen. Hier kann man sich z.B. eine kleine Sammlung von schäbigen Speaker IRs herunterladen. Wenn ich davon eine in einen Convolver packe, könnte der Sound auch so klingen:

Das war’s schon. Wie man hört, benötigt man nicht viel, um diesen Effekt nachzubauen. Klar, spezielle Plugins haben vielleicht noch ein paar Funktionen mehr und eventuell klingen sie auch etwas authentischer … was immer das heißen mag 😉