Zurück in die 80er und 90er, als alles noch einfacher war … aber irgendwie auch nicht. Ich habe nie einen Vierspur-Recorder besessen, aber Bekannte von mir und deshalb hatte ich einen zuhause, so gegen Mitte / Ende der 90er, ziemlich spät eigentlich. Ich fand das Ding super, auch wenn ich es nur für ein paar Wochen geliehen hatte.
Heute benutzen nur noch Nostalgiker oder Puristen solch ein Gerät und im Hobbybereich wird fast immer zur DAW gegriffen und digital recorded. Damals wollten alle einen perfekten, rauschfreien und unverzerrten Sound. Jetzt haben wir ihn und auf einmal will das keiner mehr. Man weiß halt, das perfekt meistens nicht so gut ist.
Aber es gibt ja allerlei Softwareschmieden, die das auch wissen und Plugins anbieten, die den guten alten Sound der Röhren, Tapes, Kassetten und Schallplatten simulieren können. Portatron von Robotic Bean ist auch so ein Plugin. Das Teil kostet normalerweise 129 € (stolz!). Man kann das Plugin hier aber derzeit – und noch für knapp eine Woche – für nur knapp 30,- € bekommen. Wie ich halt bin, habe ich mal zugeschlagen … ohne es vorher zu testen. Das mache ich jetzt mal hier.
Das GUI sieht tatsächlich aus wie ein alter Vierspur-Recorder mit dem Namen Portastudio aus dem Hause Tascam. Links sind die Regler für die 4 einzelnen Spuren: Drive (cool), EQ, Effektanteile (Delay und Reverb), Panning und natürlich Volume. Ganz unten sind dann die Einstellungen für die beiden Effekte: Delay und Reverb.
Aber das Teil funktioniert nicht wie ein alter Recorder – wozu auch, würde keinen Sinn machen in einer DAW … naja, vielleicht schon, aber egal – sondern eher wie ein Sampler … ein bisschen wie ein Mellotron mit ein paar Extras. Naja, nicht ganz…
Wenn wir nämlich oben rechts auf den Button Tape Editor klicken, öffnet sich genau dieser. Hier sehe ich nun meine 4 Spuren und dort kann ich jetzt Samples reinziehen (oder aus der mitgelieferten Library laden) und ein wenig editieren, aber nur ganz wenig.
Aber kommen wir nochmal zurück zur Frontansicht. Auf der rechten Seite finden wir nämlich den wichtigsten Teil des Plugins: den Kassettenteil. Hier sehen wir zunächst oben die aktuelle Abspielzeit der virtuellen Kassette, daneben dann den Reset-Taster (RTZ: Return To Zero) und drei Locator–Taster. Diese Locator kann man am einfachsten im Tape Editor einstellen.
Darunter ist dann die Abbildung der Kassette – dessen Aussehen man mit einem Klick darauf ändern kann. Rechts daneben gibt es dann noch die Möglichkeit ein Auto RTZ einzustellen. Entweder immer dann, wenn man eine Taste auf dem Midi-Keyboard spielt, oder eben nach einer gewissen Zeit (entweder 1 Bar, oder 2 oder 4 Bars in der DAW). Nochmal darunter finden wir die Möglichkeit die Art des Tapes einzustellen: Normal oder Chrome.
Und ganz unten dann sind die obligatorischen Tape Effekte: Noise, Dropouts, Wobble, Motor-Lag und natürlich Tape Speed.
Also, erstmal vorweg. Mit dem Teil kann man nichts machen, was man nicht auch irgendwie in der DAW mit einem Tape-Effekt Plugin machen könnte. Richtig gut funktioniert das Portatron mit einigen gelayerten Field Recordings und der Automatisierung verschiedenster Parameter, um eine Ambient Loop zu erstellen.
Außerdem mag ich die Presets. Hier sind ein paar interessante Samples und Loops dabei, die ich durchaus gebrauchen kann. Mit den Möglichkeiten des RTZ, dem Tape Speed und den Locators kann man schon kreativ werden und die Tape Effekte klingen auch echt gut.
Also, unter’m Strich: Ich mag den Portatron – allein schon wegen der nostalgischen Optik und den Samples und Presets, die dabei sind. Für 30 Euro ging der Kauf definitiv in Ordnung, aber den normalen Preis von knapp 129,- € hätte ich dafür nicht bezahlt.
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