Vor Kurzem habe ich hier das kostenlose Plugin Clone vorgestellt und auch erwähnt, dass die Entwickler gerade die Preise für alle Plugins extrem reduziert haben … zumindest noch bis Anfang Dezember. Ich habe daher mal über das Angebot geschaut und zwei Plugins haben es mir irgendwie angetan: Vybz und Tape Piano 2. Zusammen musste ich dafür nur gut 20,- € hinlegen und dafür bekommt man eine Menge Krams.
Vybz
Vybz ist ein Multieffekt, den man ähnlich wie die Lifeline Serie schon irgendwie als eine Mischung aus Channel Strip und LoFi Plugin bezeichnen kann. Neben den grundlegenden Effekten, wie EQ, Compressor und Reverb, findet man hier noch einen Delay, Distortion & Bitcrusher, eine Time Machine (Tape Effekt), Stereo Widener / Autopanner und die Möglichkeit dem Sound Texturen hinzuzufügen.
Die Reihenfolge der Module kann man hier allerdings nicht ändern. Das erste Modul ist das Texture Modul, mit dem man über seinem Audiosignal eine Textur legen kann. Man findet hier 9 verschiedene Texturen, wie z.B. White Noise, ein Restaurant Ambiente, Regen, Vinyl-Noise, Tape Hiss, etc… oder man importiert eine eigene Audiodatei einfach per Drag’n’Drop … das ist schon nice. Im Ordner des Installers findet man übrigen noch einige Bonus-Texturen, die man auch nutzen kann. 👍🏻
Danach kommt das Reverb Modul. Hier findet man 3 Reverb Algorithmen. Beim ersten Algorithmus (S) besteht noch die Möglichkeit das Signal einzufrieren. Der vierte Modus ist dann ein Convolution Reverb. Hier sind einige Impulse Responses von Haus aus dabei, man kann aber auch seine eigenen IRs importieren! 👍🏻 👍🏻
Als nächstes gibt es ein einfaches Delay Modul, in dem ein Chorus verbaut ist, den man aber auch ausschalten kann. Ansonsten kann man halt die Delay Zeiten für beide Kanäle einstellen, das Feedback und natürlich Gain.
Das vierte Modul ist dann Damage. Klar, hiermit ist Distortion und Bitcrushing gemeint. Das Teil klingt gut und kann ein Signal so richtig zerstören. Auch hier gibt es verschiedene Modi, von Tube-Distortion bis Waveshaping. Zusätzlich gibt es noch die Möglichkeit die Sample Qualität zu verringern und die Bitzahl – klassischer Bitcrusher eben. Macht so richtig Krach! 🤟🏻
Die Time Machine soll den Sound von altem VHS Tape emulieren. VHS aus den 1930ern? Naja, also sagen wir mal, es emuliert den typischen Aufnahmesound aus den jeweiligen Jahren. Im Grunde sind das ja eh nur vorgegebene EQ Einstellungen, die aber schon gut klingen. Des Weiteren kann man typische Dropouts dazumischen, die bei alten Tape ja vorkommen können.
Mit Motion kann man zunächst einmal das Stereo-Bild erweitern und außerdem kann man mit dem Panner-Regler einen Auto-Panner dazumischen, der nach einer Zeitvorgabe das Signal links und rechts hin- und her panned. Sagt man das so? Wird schon…
Zu guter Letzt gibt es noch einen 2-Band-EQ. Ganz einfach kann man hier im Lo– und im Hi-Bereich die Frequenzen und Q-Werte ändern, das Gain einstellen, etc… Außerdem kann man einen dynamischen EQ einstellen und dann wie bei einem De-Esser einen bestimmten Frequenzbereich z.B. ducken.
Soweit zu den einzelnen Modulen. Global gibt es dann noch einen HQ Schalter um Oversampling einzuschalten, den Preset-Browser und die Mod-Matrix, die LFOs für Reverb und Delay bereitstellt.
Ein besonderes Schmankerl verbirgt sich hinter dem Envolution Button oben rechts, der ein wenig wie eine Weltkugel aussieht. Hier öffnet sich ein großer Preset Browser mit verschiedenen Symbolen. Hier kann man global ein Impulse Response eines bestimmten Gadgets oder Ortes dazu schalten und so einen speziellen Sound eines Telefon, Radios, Laptop-Speakers oder Game Boys nachahmen. 👍🏻
Ganz unten gibt es dann nach einen Input-Gain Regler, einen Drehregler für einen NY-Compressor Effekt, einen globalen EQ und natürlich Mix und Output Gain. Das war’s. Ich mag Vybz. Es ist so eine Mischung aus der Lifeline Serie, Retro-Color und einem klassischen Channel Strip. Ich mag den Sound, die IRs, das GUI und das schnörkellose Manual… ohne hier Werbung zu machen: Vybz ist gerade zu meinem Lieblingseffekt geworden…
Tape Piano 2
Tape Piano 2 ist ein Sample-Instrument mit herrlich einfachem GUI, Spitzensounds und nützlichen Effekten. Ich mag ja Pianos, Wurlitzer, Bells und Noise und da trifft das Tape Piano 2 genau meinen Geschmack. Im Grunde hat man hier einfach die Möglichkeit 5 Layer von Samples übereinander zu legen und gemeinsam zu spielen. Das Ganze kann man mit einer Handvoll guten Effekten abrunden und mit verschiedenen Makros (LFOs, Envelopes, Step-Sequenzer) verfeinern.
Nach der Installation wird man erstmal gefragt, wo sich die Samples für das Instrument befinden. Im Installationsordner findet man den Ordner, den man irgendwo auf seine Festplatte schieben kann und diesen Ort dann angibt. Leider handelt es sich nicht um gängige .wav
Dateien, sodass man nicht einfach so eigene Samples in den Ordner schmuggeln kann. 🤓
Im Hauptfenster sehen wird ein Tape-Gerät (?) mit eine einfachen EQ und einem Schieberegler mit einem Space Invader darauf, der den Robot-Algorithmus dazu schaltet. Was auch immer das sein mag. Es gibt 3 verschiedene Algorithmen und mit dem Schieberegler kann man die Intensität einstellen. Der Robot-Mix klingt wie so eine Art Tape-Effekt mit Wow & Flutter und Dropouts … sehr intensiv und auch sehr Hardware-hungrig.
Darunter befinden sich die 5 Sound-Layers und ein Scaler. Wenn man links unten auf das Stift-Icon klickt, kann man noch etwas genauere Einstellungen für die Layers machen.
Das erste Layer ist für Texturen. Das kenn man schon aus Vybz. Es gibt hier 20 verschiedene Texturen (alles möglichen Noise-Arten) und man kann auch hier seine eigenen Samples reinziehen! 👍🏻 👍🏻 👍🏻
Das zweite Layer ist für die Piano Sounds. Hier gibt es alles Mögliche: klassische Pianos, Kinderpiano, elektrische Pianos, Synths, Obskures. Ich mag die Sounds. Auch wenn es nur einfache Samples sind, klingt das mit den Texturen einfach gut.
Das dritte Layer verbirgt die Bell Sounds: Glockenspiel, Bells, gestimmte Percussion Sachen eben. Auch hier gibt es wieder ein große Auswahl. Layer 4 und 5 sind für Pad– und Choir-Sounds vorgesehen. Wie gesagt, die Auswahl der Sounds ist gut sortiert und da findet jeder etwas Passendes.
Man kann nun entweder alle Layer aktivieren oder nur ein Layer oder eine Mischung aus verschiedenen Layern. In den erweiterten Einstellungen im letzten Screenshot sieht man die Einstellungen pro Layer: Sample-Auswahl, Attack & Release, Panning, Stereo-Breite, Pitch und Filter. Was will man mehr?
Es gibt insgesamt 5 Effekte: Reverb (Algorithmen oder Convolution, wo man auch wieder eigene IRs einsetzen kann), Delay, Distorion, Modulation und Compressor. Zusätzlich gibt es noch einen globalen, sehr detailreichen EQ, den man unten im Effektmenü aufrufen kann.
Dann gibt es noch die Makros: Zwei LFOs, Zwei Envelopes, einen Stepper und einen Custom Envelope. Wenn ich bei den Effekten oder Samples auf einen Parameter mit der rechten Maustaste klicke, kann ich solch ein Makro auf diesen Parameter anwenden.
Auf der rechten Seite unten kann ich dann die Makro-Matrix einsehen und schauen, welches Makro welchen Parameter beeinflusst.
Das war es im Großen und Ganzen. Natürlich haben wir wieder eine Menge interessanter Presets und den üblichen Kram, wie … ach nee, es gibt ja noch den Scratch Designer. Mit dem man „scratchen“ kann? Nee, nicht wirklich. Ich habe hier ein Envelope, den ich individuell zeichnen kann, dann kann ich die Geschwindigkeit angeben (synchron zur DAW) und dann wird in dem Bereich anhand der Kurve die Tonhöhe verändert, was einen Scratcheffekt emulieren soll … ganz nette Spielerei 😉
Unter’m Strich: Tolles Plugin. Trifft genau meinen Geschmack. Tolle Sounds, tolle Effekte … super GUI. Klasse. Derzeit für 10,- € … zugreifen! Mehr kann ich dazu nicht sagen. Klar kann man das alles auch mit seinem Sampler des Vertrauens und ein paar Effekten selber machen. Aber hier ist alles unter einer schönen Haube.
Ich selber mache eher so Indie-LoFi Rock mit überwiegend Gitarren und ich setze hier und da Akzente mit Pianos, Orgeln oder LoFi-Noise und dafür sind Tape Piano 2 und Vybz die perfekte Wahl!
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