Ich glaube es war im Sommer 1993, als ich den großen neuen Hauptkatalog von Frontline Mailorder (dort kann man heute gar keine Platten mehr bestellen) durchblätterte und in der Indierock Abteilung auf den Eintrag des 91er Albums der Lips stieß. Ich kannte die Band zu der Zeit noch gar nicht und der Infotext klang recht gut für mich. Also habe ich die CD kurzerhand bestellt.
Das Album war zu dem Zeitpunkt bereits knapp zwei Jahre alt und ich weiß gar nicht, ob der Nachfolger „Transmissions From A Satellite Heart“ schon veröffentlicht war. Aber wie bereits erwähnt, hatte ich noch nichts von der Band gehört und das Internet gab es da auch noch nicht.
Ein paar Tage später kam die Lieferung dann mit der Post und am gleichen Tag landete der Silberling dann sofort im CD Player. Vom ersten Gitarrenakkord an mochte ich den noisigen, psychedelischen Sound … die Info im Plattenkatalog hatte nicht zu viel versprochen.
Der Opener mit dem grandiosen Titel „Talkin‘ ´Bout the Smilin‘ Deathporn Immortality Blues“ zauberte mir damals sofort ein Lächeln ins Gesicht und ich glaube ich habe meine Miene die ganze Platte über nicht mehr verändert. Ich liebte diese Scheibe sofort und sie ist über die vielen Jahre auch nie langweilig geworden. Manchmal hat man es ja schnell, dass Alben, die man sofort gut fand, schnell fade werden … aber nicht diese Platte.
Irgendwie stimmt hier alles, der Sound der Gitarren und der hohe Anteil an Gitarrennoise, die verträumten, psychedelischen Vocals von Wayne Coyne und der kreative Einsatz verschiedenster Instrumente.
Das Vorgängeralbum „In A Priest Driven Ambulance“ wird von vielen als das erste ernstzunehmende Album der Band bezeichnet. Der Freund und bis dato behilfliche Sound-Techniker Jonathan Donahue ist Ende der 90er zur Band gestoßen und hat bei den Recordings zu dem Album geholfen. Die Band hat sein kreatives Talent erkannt und von da an war er als Gitarrist fest dabei. Er hat Anfang der 90er seine eigene Band Mercury Rev gegründet und auch den Produzenten Dave Fridman mit den Lips bekannt gemacht. Dieser war von da an auch der Produzent von den Flaming Lips.
Diese beiden Personen hatten definitiv einen großen Anteil an den neuen Sound der Band! Während die Produktion von „In A Priest Driven Ambulance“ noch eher amateurhaft ist und ich persönlich auch finde, dass die Vocals beispielsweise viel zu direkt rüberkommen und man sofort erkennt, das Wayne Coyne nicht gerade zu den Spitzenvokalisten gehört.
Nichtsdestotrotz hat das Album der Band einen Major-Label Vertrag eingebracht und das tat diesem Album hier tatsächlich sehr gut. Die Produktion ist viel besser, trotzdem sehr noisy und psychedelisch. Man hat Zugriff auf allerlei Instrumente, die wirklich kreativ eingesetzt wurden. Für mich ist der Schritt von „In A Priest Driven Ambulance“ zu „Hit To Death In The Future Head“ enorm!
Highlights sind für mich auf jeden Fall der Opener des Albums, „The Sun“ , „Felt Good To Burn“ und natürlich das grandiose „Halloween on the Barbary Coast“ . Aber im Grunde finde ich alle Songs super! Nach dieser Platte ist Jonathan Donahue wieder ausgestiegen und hat sich komplett seiner eigenen Band gewidmet (diese hat 1993 dann deren Meisterwerk „Boces“ veröffentlicht).
Mit dem Nachfolgeralbum „Transmissions From A Satellite Heart“ 1993 ist dann auch wieder ein neuer Gitarrist dazu gekommen (Ronald Jones) und der Sound der Band hat sich wieder entscheidend geändert. Man blieb dann aber immer noch beim gitarrenorientierten Psychedelic Indierock. Erst später – Ende der 90er – traten die Gitarren etwas in den Hintergrund, die Band wurde erfolgreicher und die Alben wurden für meinen Geschmack langweiliger.
Diese Platte von 1991 ist für mich unangefochten das beste Album der Band, auch wenn einschlägige Kritiken das Gegenteil behaupten. Für mich klang die Band davor und danach nie wieder so psychedelisch, kreativ und schön!
Schreibe einen Kommentar