1989 hat Tim Berners Lee ein System angekündigt, in dem jeder Seiten mit Information erstellen kann, ohne dass er jemanden um Erlaubnis fragen muss. Außerdem kann jeder andere auf diese Seiten zugreifen, egal mit welchem Gerät und egal mit welchem Betriebssystem … das World Wide Web. Ein Traum.
Und das ist es immer noch, oder war es … zu Anfang. Irgendwann haben wir diesen Traum kaputt gemacht. So wie ein Stück Land, das unberührt ist und nur gelegentlich von Menschen besucht wird, die dies zu schätzen wissen, aber irgendwann zu einem Touristenort wird mit Hotels, Restaurant, Bars und Boutiquen…
In den 90ern, als das WWW noch in den Kinderschuhen steckte, versuchten verschiedene Unternehmen uns Zugang zu gewähren: T-Online, AOL und in Amerika gab es da auch noch Compuserve. Diese Firmen ermöglichten den Weg ins Web, aber schränkten diesen auch gleichzeitig ein. Das Netz war ein Chaos, pure Anarchie. Websites schossen aus dem Boden und es gab keine Karte mit dessen Hilfe man sich zurechtfinden konnte. Ich kann mich noch daran erinnern, dass es ganze Bücher gab mit wichtigen Web-Adressen und einige Firmen (z.B. Yahoo) versuchten das Web zu katalogisieren.
Oben genannte Unternehmen hatten ihre eigenen Browser und eine beschränkte Anzahl an Webseiten, die dem Nutzer nicht die komplette Freiheit gaben, sondern ihm in einem kleinen, eingezäunten Netz herumtollen ließen. Man konnte Emails schreiben, Chatten, Spiele spielen, Nachrichten lesen und sich in verschiedenen Foren austauschen. Aber all das war nur ein ganz geringer, eingezäunter Teil des Word Wide Web.
Nach einigen Jahren gab es diese Unternehmen in dieser Form nicht mehr. Man benötigte nur noch einen Browser und eine Suchmaschine – Google hat es sich irgendwann zur Aufgabe gemacht das Web zu sortieren und uns zu sagen, welche Seiten relevant sind, in Bezug auf unsere Suchanfragen … aber das ist ein anderes Thema. Im Grunde konnte man sich nun wirklich frei im Netz bewegen und das wird auch gemacht.
Wie eingangs schon erwähnt, ist das Großartige am Web, die Möglichkeit selbst Texte, Bilder, Musik oder sonstwas zu veröffentlichen. Man mietete sich etwas Webspace, registrierte seine eigene Domain und schrieb seine eigene Website mit HTML, CSS und eventuell noch PHP und JavaScript. Das erforderte natürlich etwas KnowHow, aber im Grunde ist es nicht allzu schwer eine Website zu schreiben.
Mit dem Web 2.0 in den 2000ern wurde all das nochmal etwas einfacher. Content Management Systeme waren auf dem Vormarsch und wenn diese einmal eingerichtet sind, ist es ein Leichtes einen Beitrag zu schreiben und zu veröffentlichen.
Aber der Internetnutzer mag es nun einmal so richtig warm, kuschelig und trocken und daher sucht er anscheinend wieder diese beschränkten, eingezäunten Umgebungen, die man in den 90ern bereits hatte. Facebook war irgendwann in aller Munde. Aber auch vorher gab es schon diese geschlossenen Umgebungen, MySpace ist da wohl das bekannteste Beispiel. Man legt sich eine Profilseite an, mit Bild, Beschreibung und Hobbies und hat hier nun die Möglichkeit eine Art Microblog zu führen. Man kann sich mit anderen Nutzern anfreunden und so kann jeder von jedem den Microblog lesen und dessen Fotos und Videos ansehen.
Noch nie war es so einfach im Netz etwas zu publizieren und daher sind diese Netzwerke auch so erfolgreich und zahlreich besucht. Aber was passiert, wenn es ein Unternehmen wie Facebook, Twitter oder Facebook nicht mehr gibt? Das Verschwinden eines solch großen Netzwerks ist nicht ungewöhnlich, wenn man nur mal an MySpace denkt. Was passiert mit den eigenen Daten? Und falls man diese alle vorher gesichert hat, wo geht man dann hin?
Das World Wide Web hat schon viele verschiedene Netzwerke und Möglichkeiten gesehen, die es einem recht einfach machten, wenn es darum ging, eigene Inhalte zu veröffentlichen. Mittlerweile sind diese Möglichkeiten auf eine Handvoll Firmen geschrumpft, die einen Großteil der kleinen Fische geschluckt haben. Facebook / Instagram, Twitter, YouTube (Google), … das sind die großen Unternehmen, die den Großteil unserer Daten besitzen und Geld damit verdienen.
Auf die anderen Nachteile dieser Entwicklung will ich jetzt mal gar nicht eingehen, aber man kann leider nie wissen, was mit den eigenen Daten in einem großen Netzwerk passiert. Wer sieht meine Inhalte? Wie werden sie dargestellt? Die Unternehmen kontrollieren nun einmal wer, wann und wie die Inhalte angezeigt werden, die wir ihnen geben.
Das IndieWeb
Ich habe mir zu all dem erst im letzten Jahr Gedanken gemacht und bin dann irgendwann auf einen Beitrag von Jeremy Keith aus dem Jahr 2017 gestoßen:
Das IndieWeb ist eine Initiative, bei der der Fokus wieder auf den Menschen gerichtet ist und nicht auf Unternehmen. Es geht halt darum, dass die Inhalte, die man generiert und publiziert, einem selbst gehören und man eigenverantwortlich mit ihnen umgehen sollte und selbst entscheiden muss, wie diese im Netz dargestellt werden.
Die eigene Website sollte der Mittelpunkt der eigenen Aktivitäten im Netz sein. Natürlich kann man große „soziale“ Netzwerke nutzen, um andere Menschen zu erreichen, aber alles sollte zu den eigenen Seiten führen. So kann man verschiedenste Netzwerke zu seinem Vorteil nutzen und alle, die darüber zu deinen Seiten kommen, sehen die gleichen Inhalte.
Niemand löscht deine Inhalte, weil sie vielleicht zu kontrovers erscheinen, niemand außer dir kontrolliert den Zeitpunkt der Veröffentlichung und niemand entscheidet, wer die Inhalte zu sehen bekommt und wer nicht. Die Prinzipien des IndieWeb sind recht einfach:
- Du besitzt deine eigene Domain
- Diese Domain ist deine eigene Online-Identität
- Du veröffentlichst deine Inhalte auf deinen eigenen Seiten (und teilst sie eventuell in verschiedenen Netzwerken … oder auch nicht)
- Du hast die Kontrolle über deine Daten
Es ist natürlich klar, dass eine eigene Website mehr Arbeit und KnowHow bedeuten. Nicht jeder hat die Zeit und das Wissen so etwas zu pflegen. Aber gerade für Leute, die regelmäßig etwas im Netz veröffentlichen, ein Unternehmen präsentieren wollen oder einfach die Kontrolle über ihre Daten behalten wollen, ist dieser Schritt in meinen Augen wichtig.
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