Wenn man die aktuellen Webseiten von ElementaryOS besucht, wird man sofort mit dem Satz „The thoughtful, capable, and ethical replacement for Windows and macOS“ begrüßt. Das Betriebssystem hat sich schon in der Vergangenheit von den vielen anderen Linux-Distributionen abgesetzt, da es schon immer einen minimalen Desktop bot und es dem Benutzer recht leicht machte, das System zu installieren und zu nutzen.
Die Zielgruppe war wohl schon immer der Umsteiger von Windows oder MacOS, oder der gelegentliche Nutzer eines Computers (Surfen, eMail, Office, …) und weniger der Poweruser, der alles Mögliche am OS customizen möchte. Wobei die Frage ist, was macht einen Poweruser aus? Einer, der nur am Betriebssystem herumschraubt, ohne etwas Sinnvolles zu tun? Hmm, ich würde mich auch als Poweruser bezeichnen, aber ich mag ein System, das sofort und schnell zu bedienen ist, ohne dass man stundenlang alles Mögliche tweaken muss.
Ich mag die Philosophie von Elementary OS, dass ein Betriebssystem nur die wichtigsten Apps enthalten sollte und dem User so wenig wie möglich in die Quere kommen darf. Laut Ankündigung soll Version 6 (Odin) diese Philosophie noch deutlicher unterstreichen.
Ich habe zum Testen das aktuelle Image auf einen USB Stick gezogen und das Live System gestartet. Wie gewohnt hat man die Möglichkeit beim Download etwas für das Entwicklerteam zu spenden – d.h. man kann für das OS bezahlen. Es besteht aber immer die Möglichkeit 0€ einzugeben und das Image kostenlos herunterzuladen.
Das Betriebssystem bootete ohne Probleme und fragt am Anfang, ob ein Live-Test gestartet werden soll, oder ob Elementary auf der Festplatte installiert werden soll. Ich entschied mich zunächst für die Live Version.
Elementary kam schon immer mit einer schönen Sammlung von Wallpapern und auch Version 6 hat einen schönen Standardhintergrund bekommen. Auf den ersten Blick hat sich nicht allzu viel verändert.
Am unteren Rand finden wir den Dock – angelehnt an MacOS – mit den üblichen Standard-Apps für den Browser, eMail, ToDo, Kalender, Musik, Video, Fotos, Eintellungen und AppCenter.
Glücklicherweise hat Elementary sofort meine komplette Hardware erkannt und ich kann mich ins WLAN Netzwerk einloggen. Ich testete das OS auf einem HP 13″ Convertible mit Ryzen7 Prozessor. Ich hatte aber auch bei älteren Versionen von Elementary nie Probleme mit der Hardware.
Wie man im letzten Bild sehen kann, habe ich das Theme auf Dunkel eingestellt. Die Entwickler haben viel dafür getan, dass die Umstellung von Hell auf Dunkel konsistent über alle Anwendungen eingehalten wird und alles immer gut lesbar ist – zumindest bei den nativen Apps.
Apropos Apps. Etwas blöd fand ich den AppCenter, der beim ersten Öffnen recht mager bestückt war. Wie ich dann nach kurzer Recherche erfahren habe, findet man hier nur die nativen Apps, die bereits auf Version 6 umgestellt wurden. Die Auswahl ist deswegen noch recht überschaubar, wird aber sicherlich in den nächsten Wochen und Monaten noch anwachsen.
Man kann aber auch Flatpacks nutzen. Dazu geht man im Browser auf https://flathub.org, klickt auf eine App und dann auf Install. Jetzt sollte automatisch der Flatpack Support im AppCenter vorhanden sein und man kann darüber eine große Auswahl an Apps installieren. Oder aber man nutzt die Repositories von Ubuntu gewohnt über das Terminal.
Falls man nicht so fit im Terminal ist, kann man darüber aber auch schnell Synaptic installieren: sudo apt install synaptic
. Nun hat man diese App nutzen, um aktuelle Programme aus den offiziellen Ubuntu Repositories zu installieren.
Der Vorteil von Linux Distributionen gegenüber Windows oder MacOS war schon immer die Sicherheit und der Datenschutz. Mittlerweile kann man sich bei vielen aktuellen Distributionen nicht mehr ganz so sicher sein, aber Elementary schreibt diese beiden Punkte immer noch groß auf seine Fahnen. Es gibt keine Werbedeals und es werden keine Daten gesammelt. Finanziert wir das Projekt einzig durch die Spenden der User.
Wenn man mal einen Blick auf htop
wirft, kann man sehen welche Resourcen das System verbraucht.
Auf diesem Rechner sind 16GB an RAM verbaut und Elementary verbraucht in der Live-Version knapp 1GB (ich habe aber auch einige Apps geöffnet). Bei der neuen Version haben die Entwickler noch etwas mehr an der Optimierungsschraube gedreht und Odin soll noch sparsamer mit vorhandener Hardware umgehen.
Ich habe das Betriebssystem heute morgen nur für zwei Stunden getestet und bin begeistert. Ich habe ja schon des Öfteren erwähnt, dass aktuelle Linux Distributionen für den Desktop mittlerweile wirklich alltagstauglich sind und Elementary gehört da wirklich mit zu den Vorreitern. … wenn ich da zwanzig Jahre zurück denke …
Ich kann jedem Nutzer von Windows oder MacOS, der vielleicht die Nase voll hat vom Betriebssystem, oder sich Gedanken über die Sicherheit seiner Daten macht, nur empfehlen mal einen Blick auf ElementaryOS oder auch auf eine andere aktuelle Distribution, wie Manjaro, Ubuntu oder Fedora zu werfen. Distrowatch zeigt rechts immer die aktuelle Rangliste der beliebtesten Distributionen.
Ich werde ElementaryOS 6 erstmal nicht installieren, weil ich mit der aktuellen Version von Manjaro Gnome noch vollstens zufrieden bin.
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